Kann man eine Cruise Missile auf den Namen "Dr. Manfred Wörner", eine Pershing-II-Rakete auf den Namen "Hans-Dietrich Genscher" taufen?
Theodor Weißenborn schlug den Bonner Atomstrategen die Übernahme persönlicher Patenschaften vor und lockte die Verantwortlichen auf den satirischen Leim. Da zappelten sie und litten seelische Pein, denn (so DER SPIEGEL) in seinem ausführlichen Bericht von 10. Februrar 1986) "auch den Überzeugungstätern in der Koalition war die Aussicht unbehaglich, den eigenen Namen auf der stählernen Haut eines mit einem Atomsprengkopf bestücken Flugkörpers zu wissen, der auf seinen ersten und letzten Flug gegen ein Ziel in der Sowjet-Union, der DDR oder einem anderen Ostblockstaat wartet."
Das literarische Ergebnis dieser realsatirischen Provok-Aktion ist eine schier hirnrissige Korrespondenz, eine Mischung aus Zynismus, Pseudologik, Bierernst und Infantilität, die den Leser das Gruseln lehrt. Weißenborn erweiterte ob dieser Ergebnisse Themen- und Adressatenkreis und landete so weitere Volltreffer.
Theodor Weißenborn
Die Paten der Raketen
Briefsatiren
140 S., Broschur
éditions trèves
ISBN 978-3-89968-188-1