100. Geburtstag von Nelson Mandela
Am 18.7.1918 wurde Nelson Mandela geboren. Am Mittwoch, 18.7.2018 wäre er 100 Jahre geworden. 1964 wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt und erst 1989, als Frederic Willem de Klerk zum südafrikanischen Präsidenten gewählt wurde, entließ dieser ihn aus dem Gefängnis. Mandelas lebenslanger Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung brachte zwar 1994 das Ende der Apartheid und bemerkenswerte Fortschritte, dennoch hat die soziale Ungleichheit - einem Bericht der Weltbank zufolge - seitdem weiter zugenommen.
Von Ulf Iskender Kaschl liegt bei éditions trèves das Buch Roadmovie Kapstadt vor, ein Episodenroman, in dem über eine Spanne von 10 Jahren hinweg persönliche und kenntnisreiche Einblicke in das Land und seine Entwicklung den Hintergrund für persönliche Schicksale bilden. Im Folgenden eine Passage aus dem Buch, die nichts an Aktualität eingebüßt hat und das Charisma Mandelas erahnen lässt.
"Eine Sache, die ich über allem anderen sehe und bestaune, ist, dass bislang das große Erdbeben, die blutige Revolution gegen die Weißen in Südafrika ausgeblieben ist. Trotzdem hat sich, zehn Jahre nachdem Mandela aus seinem Gefängnis vor die Weltöffentlichkeit hinaustrat und seine geballte Faust im Triumph zur Sonne streckte sowie zwei demokratische Wahlen später für den Durchschnittsmenschen schwarzer Hautfarbe nicht viel verändert. Warum also gibt es keinen Aufstand?
Zu einem großen Teil ist das sicherlich der Person Nelson Mandelas zu verdanken, Madiba, wie er liebevoll genannt wird, ist die geborene Person, um Gewaltlosigkeit vorzuleben.
Ich hatte das Glück, ihm einmal zu begegnen, und sofort war mir klar, dass hier ein Mann vor mir stand, der aus seinem ganzen Wesen heraus strahlte. Der Saal der Universität, wo er einen Vortrag halten sollte, war gerammelt voll, und wir mussten eine halbe Ewigkeit warten. Dann wurde plötzlich dieser zerbrechlich wirkende Mann auf die Bühne geführt, fast blind, gestützt auf einen Stock und einen Assistenten, und der ganze Saal erhob sich und fing an zu applaudieren. Es war ein berührender Moment. Ich weiß nicht mehr so richtig, worüber er gesprochen hat, es mögen nicht so außergewöhnliche Worte und Gedanken gewesen sein, aber seine Anwesenheit reichte aus, um das Auditorium mit einem warmen Glühen zu erfüllen, und ich fuhr an jenem Abend voller Dankbarkeit nach Hause, dass es mir vergönnt gewesen war, diesen großen, großen Mann gesehen und gehört zu haben."
entnommen dem Buch Roadmovie Kapstadt von Ulf Iskender Kaschl